Dienstag, 11. Januar 2022
Trauer
So ist bei mir mit der Trauer um geliebte Menschen. So ist es bei mir auch mit der Trauer um vergangene Zeiten, um Verluste der Corona-Zeit. Gestern habe ich den Montag mal wieder als Lektüre-Tag genutzt. Auf mögliche Trauer ums Studentenleben wäre ich immerhin gewappnet gewesen. Regelmäßig, wenn ich die Spülmaschine einräume, trauere ich um die Zeiten, als ich nur ein Mensa-Tablett aufs Fließband stellen musste nach dem Essen. Ich habe sehr gerne studiere und vermisse öfters die Uni, das Diskutieren (und, wenn ich ehrlich bin: auch das Rechthaben).
Aber in den Texten gestern ging es um Homiletik, um die Wissenschaft vom guten Predigen. Und darum, dass eine Predigt immer auch eingebunden sein muss in einen Gottesdienst, dass es ein Gesamtkunstwerk ist. Und seither trage ich Trauer um das Gottesdienstkonzept, dass wir hier in der Gemeinde 2018/2019 verabschiedet hatten. Da war so vieles so richtig dran. Da war Platz für Gefühle, für Erlebnisse, für Tiefgang, für Gemeinschaft, für Kinder, für mich und meine Kreativität. Diese Gottesdienste hatten das Potential, tatsächlich Mittelpunkte des Glaubenslebens hier in Wallstadt zu werden, die Gemeinde auch aufzubauen. Ich trauere darum, über eine schön volle Kirche zu staunen. Um den Klangteppich des Vaterunsers aus vielen Mündern. Um den Stolz meiner Kinder, wenn sie wieder eine neue Jesus-Geschichte kennen gelernt und etwas davon für sich verstanden hatten.
Unter Corona-Bedingungen machen auf Beteiligung angelegte Gottesdienste keinen Spaß. Ich finde es absolut richtig, dass viele derzeit daheim Gottesdienst feiern, online oder im TV. Und ob es nach Corona noch einmal gelingt, das Konzept wiederzubeleben? Ich habe daran meine Zweifel. Unabhängig von Corona aber zeitglich sind die Konfirmandenzahlen in Wallstadt eingebrochen. Die Jugendlichen waren (neben vielen weiteren) eine der Säulen des Konzepts. Wenn diese ganze blöde Corona-Zeit vorbei ist, dann springt eben auch die Gottesdienstlandschaft nicht einfach zurück auf den Stand von Februar 2020. Was damals war, ist vergangen. Und ich könnte heulen vor Traurigkeit.
Heiliger Geist, komm und weh die Trauer bald wieder weg.
Gib mir Rückenweg für neue Versuche, den Glauben in Wallstadt ins Spiel zu bringen!
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