Heiligabend, 24. Dezember 2021
Reimpredigt
Liebe Gemeinde, bin ich hier richtig?
Es ist doch Christvesper-Zeit? Megawichtig
Da früh anzukommen, in die Kirche zu drängen
Da stehn doch sonst Klappstühle selbst auf den Gängen?
Klar, wegen Corona ist alles so klein.
Dies ist unser kleiner Beitrag, hilfreich zu sein.
Und besser als nichts, verkünde ich heute:
Besser als nichts ist ein Wenig, ihr Leute!
Wer wenig hat, braucht sich nicht zu schämen,
was klein ist soll sich darüber nicht grämen!
Es ist nicht schlimm, klein zu beginnen,
Gott selbst kann davon ein Liedchen singen.
Gott ist ewig, umfassend und groß,
um bei uns zu sein ließ er das alles los.
Kam auf die Welt mit leeren Händen
Genügt das nicht, um es zu beenden,
das Haste-nix-biste-nix-Lügengeschwätz
vor Gott gilt nämlich ein andres Gesetz:
Wer nichts hat, darf selig sich nennen,
die kleinsten schon dürfen den Höchsten kennen
die letzten werden die ersten sein
und noch im Tod des Lebens Schein.
Das feiern wir, mal groß, mal nur klein:
Christus wird unser Friede sein.
Als klein, ja als winzig, galt einem Propheten
Auch Bethlehem Efrata unter den Städten.
Prophetenbuch Micha, Kapitel 5, eins
Bethlehem Efrata, du Städchen, du kleins
Aus dir wird er kommen, der künftige Herr
der immer schon da war, von Ewigkeit her,
Bethlehem Efrata, du bist nicht zu klein.
Aus dir wird er kommen. Und Friede sein.
Er wird der Friede sein. Spürt ihr das auch?
Bei diesen Worten eine Sehnsucht im Bauch?
Nach echtem Frieden, nach Liebe und Halt
Dass keine Angst mehr hochkriecht, und bald
Die Menschen alle geschwisterlich handeln
Und das Antlitz unserer Erde verwandeln…
Friede. In der Zeit, in der wir gerade leben?
Vielleicht kann die Bibel uns Hoffnung geben
Sie ist ja Expertin für schwere Zeiten
Exil, Flucht und Not füllen etliche Seiten.
Auch bei Micha dem Propheten
Gab´s Grund für bessere Zeiten zu beten.
Für Frieden. Die Aufgabe war riesengroß
Und der Prophet hatte Worte bloß.
Sind Worte zu wenig, zu dürftig, zu klein?
Wir lesen sie heut noch: „Er wird Frieden sein.“
Der Retter, der Christus, ja, Gott kommt uns nah.
Freue dich, Bethlehem Efrata!
Bethlehem, auf deutsch übertragen,
heißt „Haus des Brotes“, und da muss man sagen:
Wie gut, wenn für alle das Essen genügt
und jede das, was sie braucht, auch kriegt.
Das Wort Efrata ist nicht so bekannt:
So wurde Bethlehem früher genannt.
Die Urmutter Rahel hat dort ihr Grab,
die bei der Geburt ihres Jüngsten verstarb.
Sie hat ihre Jungen nicht aufwachsen sehn,
wird deshalb die Not aller Eltern verstehn,
die um Töchter und Söhne trauern,
wird mit denen fühlen, die angstvoll erschauern
wenn es so für die Kinder nicht weitergehn kann
die Fluchtpläne schmieden, und hoffen, und dann:
Die Nachricht, das Boot ist gesunken.
Und Rahel weint: Sie sind ertrunken.
Wo sinnloses Sterben belastet die Herzen,
da weint Rahel um ihre Kinder voll Schmerzen.
Alles bloß Zufall? Ich glaube es nicht.
Dass Micha von „Bethlehem Efrata“ spricht,
heißt: Nicht nur wo Brot ist, auch wo Tränen fließen
werden wir den Frieden begrüßen.
Gott kommt nach Bethlehem, und ja,
Gott kommt auch nach Efrata.
In unseren Überfluss UND in die Not,
in unsere Tränen und in unser Brot.
Er kommt, als Kind, er fängt klein an
Selbst im „ach, das hab ich doch gerne getan“
Der Frieden kommt, und wirkt im Stillen,
Kann tiefste Herzenssehnsucht füllen.
Wo Militärs herrschen mit roher Gewalt
Wo Flüchtlinge frieren im polnischen Wald
Wo Long-Covid die Arbeit unmöglich macht
Wo die unterbezahlte Pflegekraft wacht
Da sehn wir zwar den Frieden noch nicht,
doch Gott kommt! Ganz klein. Und bringt sein Licht.
Du weißt vor Coronafrust nicht aus noch ein?
Fass Mut! Er wird der Friede sein.
Meinst unser Land wird darüber entzwein?
Fass Mut! Er wird der Friede sein.
Sind deine liebsten weit weg und allein?
Fass Mut! Er wird der Friede sein.
Ist unser Weihnachtsfest dieses Jahr klein
Gott ist mit uns. Und will es sein.
In Bethlehem, Wallstadt und Neckarstadt-West
Soll Friede herrschen! Frohes Fest!
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