Evangelische
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Heiligabend, 24. Dezember 2022

Reimpredigt

Liebe Gemeinde,

jetzt kommt das Gereimte.

Von den Hirten handelt meine Predigt heute:

Das Lukasevangelium gilt als Trost für arme Leute.

Es waren Hirten auf dem Feld bei den Hürden

Die ahnten nicht, dass sie die ersten sein würden

Denen Gottes Engel singen vom Retter der Welt

Mit Absicht hat Gott sie zu den Hirten bestellt

„Die letzten werden die ersten sein“, wird Jesus einmal sagen

erinnern an die Zeit, als die hohen Engel tragen  

Die frohe Botschaft zu den Letzten, den Armen

Denn ihnen zuerst gilt Gottes Erbarmen.

 

Von Armut bedroht in Mannheim jedes fünfte Kind.

Scheinheilig so tun, als ob die Eltern schuld dran sind?

Als machten nicht alle Eltern gern die Kinder froh

Großzügig und sorglos. Heiligabend sowieso.

Aus vielen Gründen finden sich Familien unten wieder.

Armut zeiht runter, macht krank und drückt nieder.

 

Die Hirten waren als erste beim Kind,

weil Arme für Gott nie „das Letzte“ sind.

Das ist der Trost der biblischen Lehre,

Das ist die Botschaft der Himmelschöre

Wenn du unten bist, elend, im Dreck und in Not

Dann erhebt dich mit leuchtendem Antlitz dein Gott.

Gott gibt die Armen nicht preis und nicht verloren

Gott hat zum Heil die Verzweifelten erkoren.

 

Die Hirten kamen und beteten an.

Was sie nach dem an-der-Krippe-stehn getan?

O beugt wie die Hirten anbetend die Knie,

Aber irgendwann ist Schluss, und ihr wie sie

Müsst aufstehen, den Staub vom Knie klopfen und los.

Ist die Freude im Stall auch noch so groß.

Gott hat uns nicht auf Dauer an die Krippe gestellt

Sondern an den je eigenen Ort in der Welt.

 

Der Ort der Hirten war elend und bitter.

Bei den Schafen draußen, bei Hitze und Gewitter.

Anerkennung, Arbeitsschutz, Lohn? Besch…eiden.

Die Hirten warn ganz unten und würden es auch bleiben.

Am Ende der Geschichte aber kehren sie um

Ein Loblied auf den Lippen. In Armut, doch nicht stumm.

Sie loben und preisen und singen und hoffen

Hashtag Ichbinarmutsbetroffen

 

Eigentlich hatten die Hirten andre Sorgen

Und viel zu tun. Jede Nacht, jeden Morgen.

Mal kommt der Wolf, mal kommt ein Lamm

Mal ist ein Schaf krank, mal die Nacht kalt und klamm

Und die Kinder husten und Fiebersaft ist aus

Die Nerven liegen blank und im Krankenhaus

Sind auch die Pfleger krankgeschrieben.

Wo ist nach Corona das Aufatmen geblieben?

Ups, abgedriftet – von Hirtennot in unsre Welt

Macht nichts, der gleiche Gedanke zählt:

Die Hirten hatten sicher mehr Grund zum Klagen

Als dazu, Lob und Preis für den Heiland zu sagen

Damals wie heute trägt jeder seinen Packen

Und am härtesten sitzt es den Armen im Nacken.

Mit Jacke zum Konzert in der Kirche? Oh Not!

Andre sitzen und rechnen: Heizung oder Brot?

 

Hirten standen unten, gesellschaftlich gesehen.

Dass die Arbeit wichtig war, das konnt man zwar verstehen.

Ja, Wolle und Milch brauchen wir, immer. Und zwar billig!

Und irgendeiner findet sich zur Drecksarbeit schon willig.

Hirtenarbeit muss ein, und war preiswert zu bekommen

Mehr Geld fordern? Dann hätten sie andere genommen

Verzweifelte junge Menschen sind nie schwer zu finden

Krieg, Dürre, Unrecht – aus immer gleichen Gründen.

Wichtige Arbeit für wenig Geld –

Wird Zeit, dass da endlich der Groschen fällt!

Das war bei Bethlehems Hirten schon Ausbeuterei

Und ist in Pflege und Paketdienst heute die gleiche Schweinerei!

Es lebt sich schwer da unten. Und zu denen Herunter

Steigt Gottes Engel und verkündet munter

Gott will Recht. Und Freiheit. Und Frieden auf Erden.

Und beginnt in der Nacht bei den Hirten und Herden

Ein Zeichen zu setzen. Und die Hirten singen Lieder

Voll Lob und Dankbarkeit. Wieder und Wieder.

 

Wofür die Hirten wohl so dankbar sind?

Dumme Frage: Natürlich das Kind.

Es ist kitschig, aber es ist auch wahr:

Ein Säugling lehrt Dankbarkeit. So wunderbar

Wie der Atem die Bauchdecke hebt und senkt

Also, wer da nicht ans Schöpferlob denkt…

Danke Gott, für die Kinder, die spielen

Ohne schon ständig nach Leistung zu schielen.

Nicht ihr Schaffen, oder Nutzen, einfach ihr Sein

Gibt ihnen Wert. Und der Krippe heller Schein

Leuchtet durch sie in unser Ellenbogenland

Vor Gott geht es nicht um Erfolge und Verstand!

 

Die Hirten also kehrten um und lobten und sangen

Und priesen Gott. Haben einfach angefangen

Über dem Elend ihres Lebens das Leuchten zu sehn

Das uns allen gilt, auch wenn wir es nicht verstehn.

Das Leben, das uns geschenkt ist, aus Gnade

Preisend zogen sie ihre Pfade.

 

So war’s für die Hirten. Und für dich, wie ist’s da?

Was bleibt nach dem Fest vom Gesang der Engelschar?

Kehrst du um, und preist Gott mit deinem Leben

Und entdeckst auf dem Weg: Du hast so viel zu geben.

Du bist eine, die gebraucht wird, gesehen und geliebt.

Bist das Salz in der Suppe, es ist gut, dass es dich gibt.

Ich glaube, dass Gott dir das Leben geschenkt.

Und zum Besten all deine Wege lenkt.

So war das mit den Hirten nachts auf dem Feld.

So soll es sein. Amen. Frohe Weihnacht alle Welt!

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