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Mittwoch, 10. November 2021

Mein schönstes Ferienerlebnis

Anfang November wird in Dortmund die „NRW-Trophy“ ausgetragen, ein kleiner, aber feiner internationaler Eiskunstlauf-Wettbewerb. Nun ist ja aber Corona. Geistesgegenwärtig habe ich bereits im September den Veranstalter angeschrieben: Ob in Dortmund Zuschauer*innen zugelassen sein werden? Die Antwort war: Nein, aber… Volunteers schon! Und so habe ich zugesagt zu helfen. Und konnte mein Glück kaum fassen: Nicht nur, würde ich in die Halle dürfen, nein, es sollte sich auch mein Lebenstraum erfüllen. Ich dürfte als Kommentatorin den Livestream moderieren. Damit all die anderen Fans außerhalb der Halle wissen, was gerade so passiert. Wochenlang ging ich wie auf Wolken vor Glück. Die ganze Zugfahrt nach Dortmund bereitete ich mich vor, schaute mir im Hotelzimmer noch einmal die letzten Ergebnisse der Läufer*innen an. Und schwebte förmlich am ersten Tag des Wettbewerbs in die Eishalle, einige Stunden vor Beginn, um mich in die Technik einweisen zu lassen.

Dachte ich. Es stellte sich jedoch heraus, dass der Veranstalter umdisponiert hatte. Ich würde nicht kommentieren, erfuhr ich, sondern sollte als Hallensprecherin einspringen. Die Enttäuschung prickelte mir hinter den Augen und machte meine Kehle eng, doch es half ja nichts: Die erste Einlaufgruppe musste aufs Eis gebeten werden und nach exakt 5 Minuten wieder herunter. Das Preisgericht vorstellen. Ansagen: Die nächste Läuferin ist… Vielen Dank! Die Läuferin erhält soundsoviele Punkte. Im Eiskunstlaufen gibt es ständig Durchsagen an die Halle. Da saß ich nun also, zwischen Stoppuhr und Namenslisten mit isländischen, litauischen und holländischen Zungenbrechern. Null vorbereitet. Und es dauerte nicht lang, da kamen die Beschwerden. Die Musik sei zu laut oder zu leise, die Einlaufzeiten zu kurz, zu lang; das Preisgericht sei zu spät vorgestellt worden; ich solle doch bitte das Preisgericht später vorstellen. Als endlich Eisaufbereitung war, brachte mir jemand ein tragbares Mikrofon. „Für die Interviews“, hieß es. Bitte was? Ach, das wüsste ich noch gar nicht? In den Eispausen solle es kurze Interviews geben. Bitte einmal hierherstellen für die Probeaufnahme…

Am zweiten Tag fragte ich mich ernstlich, ob ich nicht einfach hinschmeiße. Nicht mal die Darbietungen der Sportler*innen konnte ich recht genießen, dazu stand ich zu stark unter Spannung. Eine kleine teuflische Stimme in meinem Inneren schlug vor, ich könnte es einfach darauf anlegen, gefeuert zu werden. Nicht neutral die Ansagen machen, sondern ordentlich meinen Senf dazu geben…

Und dann entschied ich mich anders. Weil da auch eine andere Stimme in mir laut war. Die zitierte quasi den Kolosserbrief: „Alles, was ihr tut, das tut von Herzen als dem Herrn und nicht den Menschen, denn ihr wisst, dass ihr von dem Herrn als Lohn das Erbe empfangen werdet. Dient dem Herrn Christus!“

So gut ich es irgendwie konnte, habe ich den Ansagejob durchgezogen. Und die Interviews (die haben natürlich großen Spaß gemacht!). Habe erlebt, wie ich etwas Routine gewann, Sicherheit. Weniger Fehler machte (und trotzdem noch genauso viele Rüffel kassierte). Wieder etwas mehr Kapazität hatte, auch wirklich zu sehen, was da auf dem Eis geschah. Am letzten Tag lobte mich eine Preisrichterin, das hätte ich richtig prima gemacht: „Man hat gehört, wieviel Freude Sie hatten. Das hat Ihnen richtig Spaß gemacht, oder?“ Nein, hat es nicht. Spaß sicher nicht. Und dennoch war es mir eine Freude, an dem Platz, den ich mir ja nun nicht ausgesucht hatte, beizutragen zum Gelingen. Das muss die berühmte Freude im Herrn sein, dachte ich schmunzelnd. Und zuckte nur lächelnd die Schultern. Dann lief ich dem veranstalter in die Arme, der sich überschwänglich bedankte. Ich so: "Dann lassen Sie mich doch ein andermal wirklich Kommentatorin sein. Das wäre mein Wunsch!" Deutsche Meisterschaften im Eiskunstlauf, dieses jahr am 9.-11. Dezember in Neuss. Kommentatorin im Live-Stream: Anna Maria Baltes. Ha!

Jetzt bin ich wieder daheim. Auf dem Schreibtisch viel Arbeit. Nicht viel davon macht Spaß: Es geht wieder ans corona-bedingte Absagen…und ans Sparen. Aber ich will mal schauen, ob ich nicht auch an diesem Platz, an den mich Gott gestellt hat, zu einer gewissen Freude im Herrn finde.

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