Mittwoch, 29. März 2023
Das Ohr
Später saß ich im Café über der Predigt. Ganz versunken war ich ins Schreiben, hörte nichts um mich herum, obwohl das Café gut gefüllt war und Musik über die Lautsprecher lief. Doch plötzlich war ich ganz Ohr. Da war es mit dem Schreiben vorbei und ich war wieder ganz da und lauschte. Ein Countrysong, den ich sehr mag, tönte aus den Lautsprechern. Ich strahlte die Frau hinter der Theke an, erfreut und überrascht darüber, in einem deutschen Café plötzlich Country zu hören.
Auf dem Weg nach Hause, auf dem Fahrrad, war nicht der Straßenlärm in meinen Ohren. Auch nicht das Geweih-Klackern oder „Buy Dirt“. Da sang ich innerlich die Zeile aus dem Kirchenlied „Er weckt mich alle Morgen. Er weckt mir selbst das Ohr.“ Und lobte Gott für das Wunderwerk unseres Gehörs.
Allein dadurch, wie das Trommelfell ins Schwingen kommt erkenne ich Waldgeräusche wieder, die ich seit Jahren nicht gehört habe. Und fange an zu strahlen, weil mich ein Lied aus tiefen Gedanken weckt. „Wie wunderbar ist bloß das Ohr!“, dachte ich mir heute Mittag, als plötzlich eine große Portion Frühling in meine Nase stieg: Blühender baum und frisch geschnittenes Gras. Und schon fing ich an, auch über die Nase zu staunen.
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