Montag, 16. Januar 2023
Liebes Tagebuch
Vertrackte Sache: Aufhören und frei in den Tag hineinleben tut meiner Seele gut. Ich kann es förmlich spüren, wie Freiräume entstehen für ganz neue Wahrnehmungen, Gedanken, Ideen. Damit nicht die gleichen immer wieder verquirlt werden sondern auch eine Öffnung da ist für Wendungen, für Segnungen, für Zukunft. Ich brauche das. Es ist auch eine Form von Spiritualität, besonders vielleicht für Eltern mit Vollzeitjob: Die Nichts-Tun-Spiritualität. Bei mir klappt es am besten in der Eishalle. Da kann ich stundenlang sitzen, Eiskunstlauf gucken und nie das Gefühl von Langeweile oder Nutzlosigkeit haben. Und auch nicht von Überforderung und Getriebenheit. Beim Wandern oder Radfahren geht es auch, das ist vielleicht jesuanischer. Jesus war ja auch ein großer Nichts-Tun-Spiritualität-Fan. Erzählt zumindest die Bibel. Also, ich gehe mal stark davon aus, dass „zog sich zurück auf einen Berg und betete“ Chiffre ist für: „Ging Wandern und tat sonst nichts, um wieder Freiraum für Gottes Wort zu schaffen in sich.“
Wie dem auch sei. Das Vertrackte ist bloß die Kehrseite. Alles hat eine Kehrseite. Und die Kehrseite vom Nichtstun ist, dass Routinen einschlafen. Wenn ich dir, liebes Tagebuch, ein paar Tage nichts schreibe, dann wird der Angang größer, wieder damit anzufangen. Dann sind da Beobachtungen und Gedanken in mir, aber sie drängen nicht so selbstverständlich in Textform wie in den Zeiten, wo ich sie regelmäßig festhalte. Routine tut meiner Seele auch gut.
Was tut deiner Seele gut? Und wie findest du Balance zwischen Freiräumen und Routinen?
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