Samstag, 12. November 2022
Minidisco an Sankt Martin
Die ersten Familien trudelten gegen 16:15 Uhr ein. Als eine gute Viertelstunde später das erste Lied verklang, was die Wiese gut gefüllt (hundert, zweihundert Personen?). Die Kinderdisco fing ganz normal mit dem Begrüßungstanz an. Danach gab es eine kurze Ansage, nämlich, dass zuerst getanzt würde, und zwar ohne Laternen. Später würden die noch zum Einsatz kommen. Auf diese Ansage folgten vier beliebte Kinderdisco-Lieder („Nano vom Planeten X“, „Einfach spitze, dass du da bist“, das „Adlerlied“ und „Head, shoulders, knees and toes“).
Dann wurde die Martinsgeschichte vorgelesen – aber immer nur ein ganz kurzes Stück, dann gab es etwas zum Mitmachen: Pferdchensprünge auf Marschmusik, weil Martin Soldat war. Laute Rufe des Bettlers, damit er nicht überhört wird. Und, besonders beliebt bei den Kindern: Ein Holzschwert und einen (präparierten) roten Mantel, den die Kinder „durchschlagen“ durften. Die beiden Erwachsenen kamen gar nicht hinterher, die Klettverschlüsse fürs nächste Kind wieder zu schließen… Nach etwa einem Dutzend Kinder wurde die Aktion abgebrochen und erklärt, dass Schwert, Mantel und weitere Kostüme bzw. Requisiten später in die offene Kirche gestellt würden. Dann könnte jede Familie die Martinsgeschichte noch einmal nachspielen. Die Martinslegende wurde bis zu dem Punkt vorgelesen, wo Martin träumt, dass Jesus mit dem halben Mantel vor ihm steht und sich bedankt: „Was du für den Bettler Gutes getan hast, hast du auch für mich getan!“ Dann wurde ein Loblied getanzt („Ich will dich loben“).
Im Anschluss wurden die Kinder eingeladen, ihre Laternen zu nehmen. Zur Musik vom Band („Lichterkinder“) lief ich mit einer großen Laterne voraus, die Kinder folgten. In Schlangenlinien ging es um Bäume, Kinderwägen und Elterngrüppchen einmal durch den Park. Währenddessen entzündeten Helfer ein kleines Martinsfeuer in einer Feuerschale. Nach dem kleinen „Umzug“ durch den Park standen drei verschiedene Angebote parallel zur Verfügung: Zeit am Martinsfeuer verbringen, in die offene Kirche gehen und dort eine Kerze entzünden, Bilderbücher über Sankt Martin anschauen oder die Kostümkiste ausprobieren. Singbegeisterte konnten auch hinüber aufs Nachbargrundstück ziehen, in den Garten des Betreuten Wohnens. Eine Trompetenspielerin führte diese Gruppe an: Ich geh mit meiner Laterne, Sankt Martin ritt durch Schnee und Wind, Durch die Straßen auf uns nieder... Die Senioren kamen auf die Balkone, teils selbst mit kleinen Laternen, während die Kinder in endlosschleife „Laterne, Laterne, Sonne, Mond und Sterne“ sangen, als die Trompete längst aufgehört hatte, zu spielen. Es wurde jetzt langsam dunkel, was die Laternen umso schöner leuchten ließ.
Am Martinsfeuer hatten einige besonders vorausschauende Eltern Thermosflaschen mit Glühwein ausgepackt, andere wärmten sich einfach die Hände, schauten in die Flammen, redeten. „Nächstes Jahr könnten wir ja noch ein Jeder-bringt-was-mit-Buffet ergänzen“, schlug eine Mutter vor.
Und in der Kirche? Als ich dort nach dem rechten sah, leuchteten schon über ein Dutzend Gebetskerzen. Ein Kind ritt auf dem Steckenpferd durch den Mittelgang. Die Vorlesebücher wurden rege genutzt. Alles jedoch in ruhiger, fast andächtiger Stimmung. Das stark gedimmte Licht in der Kirche mag dazu beigetragen haben, sicher aber auch die glückliche Fügung, dass unser Organist freitags um diese Zeit oft übt. So auch am Martinstag.
„Eigentlich war es doch ein Gottesdienst“, dachte ich, während ich von den Empore fotografierte. Es gab Gebet und Loblieder, es gab Gemeinschaft und Botschaft des Evangeliums (Jesus Christus spricht: "Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan."), es gab diakonisches Handeln (singen für die Senioren) und sogar Andacht mit Orgelklang. Vielleicht gibt es im nächsten Jahr sogar Brot brechen.