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Sonntag, 3. Juli 2022

Johannes der Täufer

Von Johannes dem Täufer kann man wunderbar lernen, sich unbeliebt zu machen. Und zwar so richtig: Johannes machte sich so gründlich unbeliebt, dass er bereits nach kurzem Wirken gefangengenommen und geköpft wurde.

Wie hat sich Johannes der Täufer unbeliebt gemacht? Oh, da hatte er viele Möglichkeiten und hat alle voll ausgeschöpft. Er lebte streng asketisch, aß angeblich nur Heuschrecken und wilden Honig. Er forderte die Menschen zur Umkehr auf, zur Muße, dazu ihr Leben grundsätzlich zu ändern. Verkündete ihnen, dass sie sich alle auf einem katastrophalen Irrweg befänden. Und als wäre das alles nicht genug, konnte er sich auch noch in richtige, deftige Schimpftiraden steigern. Gegen diejenigen, die seiner Ansicht nach besondere Schuld an der falschen Ausrichtung der Gesamtgesellschaft trugen. Kostprobe gefällig? „Schlangenbrut, Otterngezücht“ beschimpft er die Pharisäer und Sadduzäer und fragt provokant: „wer hat euch eigentlich weisgemacht, dass ihr Gottes Zorn und Gottes Gericht entrinnt?“ Und dann geht es weiter zur Sache: Sie sollten zur Abwechslung mal wirklich rechtschaffene Früchte der Buße bringen, denn, Zitat, „Jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen.“

Ja, das dürfte auch heute noch klappen: Eine radikale konsumkritische Haltung, von Sünde und Buße sprechen und immer wieder betonen, dass jetzt Veränderung nötig ist und das bisherige Leben komplett falsch angegangen wurde. Paar Schimpfworte dazu, Schlangenbrut und so, Da macht man sich schon ziemlich unbeliebt.

Normalerweise ist das jedoch nicht erstrebenswert. Nicht unbeliebt, sondern beliebt wollen Menschen doch sein! Da zeigen Redewendungen wie „auf die Gefahr hin, mich unbeliebt zu machen“ bevor Kritik geäußert wird. Unbeliebt zu sein, das ist bedrohlich. Manchmal so bedrohlich, dass es nicht gelingt, zu sagen, was zu sagen wäre. Zu ändern, was zu ändern wäre. Dass es nicht gelingt, rechtschaffene Buße zu tun. Von Johannes dem Täufer kann man lernen, sich unbeliebt zu machen. Geliebt zu werden, dieser Wunsch steckt tief in uns drin. Johannes vertraute darauf, von Gott geliebt zu sein – und war dadurch frei von dem Druck, sich bei den Menschen beliebt zu machen.

(Das Bild zeigt übrigens den Brunnen der Vogelstang-Gemeinde. Die feiern heute Gemeindefest - herzliche Grüße!)

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